Montag ist ein guter Tag für eine Lesung

von BORG Innsbruck
12. März 2024
Lesung Jamalzadeh

Der erste Schultag im Sommersemester 2024 startete für fünf Klassen des BORG Innsbruck – die 6a, 6b, 7m, 8s und 9m – gleich mit einem Highlight. Die Tiroler Kulturservicestelle ermöglichte es, dass die beiden Autoren Elyas Jamalzadeh und Andreas Hepp ihr erfolgreiches Buch „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ im Festsaal präsentieren konnten. Dieses wurde im Jahr 2023 von der Initiative „Innsbruck liest“ als Lektüre gewählt und als Sonderausgabe an die Menschen der Stadt Innsbruck verschenkt.

Die Lesung wurde abwechslungsreich gestaltet: Im ersten Teil las Andreas Hepp Abschnitte aus dem Buch vor, während Elyas Jamalzadeh uns dazwischen von seinem Leben und seinen Erfahrungen erzählte. Seine Familie stammt ursprünglich aus Afghanistan und musste aufgrund des Schreckensregimes der Taliban von dort flüchten. Eine seiner Schwestern wurde sogar von den Taliban entführt und das Haus der Familie später zerbombt. Der Autor selbst kam in Teheran zur Welt und war schon als kleiner Junge gezwungen, auf der Straße das Einkommen der Familie aufzubessern, indem er beispielsweise Kärtchen verkaufte, auf denen Glückskeks-ähnliche Botschaften abgedruckt sind. Als Anschauungsmaterial hatte er ein solches sogar dabei. Der Besuch einer Schule war – obwohl von den Eltern und Elyas sehnlichst erwünscht – lange Zeit nicht möglich.

Als sich die Situation im Iran für die Familie zuspitzte, beschloss sie, nach Europa zu flüchten. Die Route führte ihn und seine Familie von Teheran in die Türkei.  Die Überfahrt über das Mittelmeer nach Griechenland war so gefahrvoll, dass es Elyas Jamalzadeh immer noch schwerfällt, darüber zu berichten. Über die Balkanländer schlug er sich schließlich bis Ungarn durch und konnte über die Slowakei nach Österreich gelangen. Diese Schilderungen haben besonders beeindruckt, denn er erzählte sie sehr lebendig, spannend und auch sehr verständlich. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass er in seinen neun Jahren Aufenthalt in Österreich nie einen Deutschkurs besucht hat und sein Deutsch fast makellos ist.

Die Lesung hat unser Bewusstsein für das Leid von Flüchtlingen aufgefrischt, denn bei so vielen Problemen in der heutigen Welt geht dieses momentan unter. Als Detail wird uns besonders in Erinnerung bleiben, dass er seinen Geburtstag nicht kennt, weil er im Iran als Kind von afghanischen Flüchtlingen ohne Auftenthaltsstatus zur Welt kam und daher keine Geburtsurkunde hatte. Bis er in Österreich ankam, existierte er also offiziell nicht.

Es ist ein berührendes Buch, wobei es Elyas Jamalzadeh gelingt, uns durch seinen Witz nicht in Betroffenheit oder Mitleid versinken zu lassen. Er betreibt keine Schwarzmalerei. Trotz aller lebensbedrohlicher Gefahren und Rückschläge schildert er manche Situationen mit viel Humor und aus ihm spricht kein pauschales Verurteilen, Hass oder Neid. Stattdessen betont er immer wieder die Dankbarkeit darüber, dass er die Möglichkeit für einen Neustart bekommen hat. Er führte uns eindringlich vor Augen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in einem Land zu wohnen, wo alle Menschen kostenlos Zugang zu Bildung erhalten und Korruption im Alltagsleben kaum eine Rolle spielt.

Wir fanden die Lesung auch insofern sehr spannend, als viele von uns noch nie live bei einer derartigen Veranstaltung dabei waren. Vor allem bewundern wir Elyas Jamalzadeh für seine Offenheit und seinen Sinn für Humor. Zusammenfassend können wir nur sagen, dass wir die Lesung sehr mitreißend und berührend fanden. Wir merkten, dass die Lesung und deren Inhalt bei uns noch lange nachwirkten…

Am Schluss der Lesung erzählte das ehemalige Flüchtlingskind mit einem fröhlichen Lachen im Gesicht, dass er in drei Jahren den Friseursalon seiner Chefin übernehmen wird. Seine positive Ausstrahlung und sein Lebensmut inspirieren und erinnern uns daran, dass auch in den dunkelsten Zeiten Lichtblicke zu finden sind. Sein Umgang mit den schrecklichen Erfahrungen zeugt von großer innerer Stärke und Resilienz. Das Motto, das auch das Buch beschließt, ist also äußerst passend gewählt:
„Born to flee – Born to be”

Bei Frau Prof. Elisabeth Zingerle und der Tiroler Kulturservicestelle bedanken wir uns für die perfekte Organisation der Lesung, bei den beiden Autoren dafür, dass sie zu uns gekommen sind und uns einen Einblick in das Leben eines Geflüchteten eröffnet haben, dessen Schicksal beispielhaft für so viele andere steht.

Der Text versammelt Eindrücke von Schüler:innen der 7m, redigiert von B. Harandi-Riedmann.

Link zum Gratishörbuch:

https://www.audioversum.at/innsbruck-liest-und-hoert

https://www.instagram.com/freitag_ist_ein_guter_tag___/

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